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Predigt zum 11. Sonntag nach Trinitatis
Schwäbische Kirch
Matth. 21,28-32
Thema:  "Joh, glei!"

Predigt von Pfarrer Gunther Seibold, Hemmingen
gehalten am 14.08.2005 in Hemmingen

Liebe Gmeinde,

als Bibelwort zur Predigt les i,

was Jesus en Matthäus 21 mit de Leut schwätzt.

Des isch beileibe net Gschwätz,

sondern a ganz tiefgehende Auseinandersetzeng

über des, dass der Glauba net bloß

der Form noch sei soll,

net bloß en Worte.

 

Viel meh solls Glauba a Herzensaglegaheit sei

ond ds Wort zur Tat werda.

Also, steiga mr ei en dui Ausanandersetzung

mitVers 28 bis 32 beim 21. Matthäuskapitel.

 

Jesus sagt grad:

 

   .Text

 

Was haltet ihr drvo?

En Ma hot zwoi Söh ghet.

No isch’r ama Tag zom erschta na ond secht zua nem:

Mei Soh, gang naus ond schaff heut em Wengert!

 

Der secht em druf na: Noi, i mag net.

 

Drnoch hot’s n greuet ond er isch naus.

 

Der Vater isch au zua seim zwoita Soh ganga

ond hot’s gleiche gsagt.

Der secht em: Ja, Herr! [I gang!]

 

Aber er isch net ganga.

 

Wer von deane boide hot jetzt doa, was der Vater wella hot?

 

Saget se: Dr erschte.

 

Jesus sagt ene do drauf:

Genau richtig! I sag’s euch: Zöllner ond Hura

kommet eher ens Reich Gottes wia ihr.

 

Guckat: Johannes (dr Täufer) isch zua euch komma

ond hot euch dr rechta Weg gwiesa.

Ond ihr hen ehm net glaubt.

Aber dia Zöllner ond Hura hen ehm glaubt.

Obwohl ihr des gseah hen,

hen’r doch net nex bereut,

so dass ihr ehm au glaubt hättet.

 

   Anknüpfen

 

So weit aus deam Gschpräch.

 

Schad, mir Hemminger kommet en dera Gschicht gar net vor.

Mir saget „ja“, ond no gehn mr au ond schaffet!

Oder mir schaffet ohgschwätzt!

Isch des so?

Schee wär’s!

 

   Glei-Beispiel

 

Wisset se, was mir zu dera Gschicht zerscht eigfalla isch?

 

Wia’s mir mit meira Muttr ganga isch.

Vielleicht goht’s ja au de Töchtr so mit ihrer Mutter

oder kreuzweis.

 

Also, mei Muttr hot mir au sa kenna: „Do, do liegt no ebbas rom,

des ghört weg. Duasch des bitte!“

 

No han i ällamol gsagt: „Jo, glei!“

 

Manche werdat wissa, was aus dem „glei“ no worda isch.

Do war des, wo mr grad dra war,

so interessant, dass glei no net so glei war

oder ganz vergessa wora isch.

 

   Joh, glei ... – bekannte schwäbische Doppelzüngigkeit

 

Dass des net bloß mir so ganga isch,

des hen mir scho andere au gsagt

ond des han i sogar emma Artikel übers Schwäbische

bei der Deutscha Welle

em Internet gfonda.

Dia schreibat vom Schwäbischa:

 

Secht dr Schwob Joh, no duat er’s au.

Secht er: Joh, glei! No kannsch druff warta.

Ond secht er zwoimol Joh,

also: Joh, joh! No brauchsch net amol me warta.

 

Vielleicht isch des, was mr von Jesus vorhin ghört hen,

grad für ons Schwoba verzählt worda?

 

   Gschwend

 

Mr Schwoba schätzet ons zwor eher so ei,

dass mir knapp schwätzet ond weiter schaffet.

Aber au bei ons gibt’s ganz gwieß no meh Eigaheita,

die em Licht von dem Jesus-Beispiel gar net guat ausseahn.

 

I denk do zom Beispiel ans „gschwend“.

Wia beim „glei“ nemma mr des verharmlosend.

Mir kommet gschwend vorbei –

ond no hocka mr vielleicht 3 Stond.

Aber des mag ja sogar no gegaseitig willkomma sei.

 

Wo i denk, dass es gar net passt,

isch wenn mir saget:

Kommet Kendr, mir betat gschwend.

Do isch no d’s „gschwend“ wahrscheinlich wichtiger wia’s Beta.

 

   Guat gmoint

 

Ja no!

Wahrscheinlich isch so a Redensart guat gmoint.

Aber i denk,

dass dui Gschicht von Jesus des onderstreicht,

was mr sprichwörtlich sagt:

„Guat gmoint isch’s Gegatoil von guat.“

 

Bei Jesus goht des so aus,

dass der, wo’s gschwend guat moint ond seim Vattr zuasagt,

dass der am End drnebaliegt.

 

Aber der, wo em erschta Moment noi sagt,

der goht.

Der überlegt sich’s besser.

So dät i übersetza, was beim Luther hoißt:

„Da gereute es ihn“.

 

   sich s’besser überlega

 

I denk, dass des dr vorbildlichschte Moment

en dera Gschicht isch,

dass sich’s oinr besser überlegt.

Egal,

was oinr bisher doa hot,

oder gschwätzt hot,

oder was die andre von em gsagt oder gmoint hen:

Wenn er sich’s besser überlegt,

wenn er a Ei[n]seah hot,

wenn er’s packt,

no stoht am End guat do.

Wer des duat, was der Vattr em Hemml sagt,

der isch recht.

 

Jesus fordert en deam Streit domols die Fromme raus.

Dia, wo moinet, se häbets,

se dätet recht schwätza ond beta

ond no sei’s recht.

 

Zom Vergleich ziagt Jesus die Zöllner ond Hura her.

Dia hen ällamol gega dr Glauba ond die Gebote glebt.

Aber wo Johannes dr Täufer komma isch

ond wo Jesus uftreta isch,

do hen se’s gmerkt.

Etliche von dene hen glaubt,

s’hot en greut,

se hen sich’s besser überlegt

ond ihr Leba omkrempelt.

 

So a Veränderung sieht mr bei dene natürlich besser

wia bei dene, die emmr scho drbei sen.

Deshalb henn’s dia,

wo schau fromm glebt hen,

schwerer mit dr Buße

ond dass se sich uf ebbas neus eilasset.

Aber eba des hen se oft nötig.

Mir, dia mr en d’Kirch gangat,

sollets ons trotzdem überlega,

wo bei ons ebbas so isch,

dass mir s’ons besser überlega soddet.

 

Wenn mr nomol guckt, wer dia waret,

mit dene Jesus do verhandelt hot,

ond wenn mr no heut guckt, wer’s no wär,

no legt sich dr oi oder andre Personakreis naoch.

 

Über dia sodda mir freilich net urteila,

ghöra mir doch selber drzua.

 

Wenn des domols die Priester ond Schriftglehrte waret,

no sen heut natürlich mir Pfarrer ond kirchliche Mitarbeiter gfrogt:

Duasch du au, was dein Glauba secht?

Wenn de auf d’Bibel berufsch,

hatlsch de no au an se?

Duasch du, was du von der Kanzel predigsch

oder en dr Kenderstond verzählsch?

 

A jeder von ons könnt heut amol zua ra Selbstprüfong angregt werda.

Isch mei Chrischtsei, wia mr so neudeutsch sagt: authentisch,

des hoißt:

stemmt des, was i noch außa darstell,

au mit dem überei, was i enna dren ben?

 

Wenn mr noa no gucket, ob mir dia Leut heutzutag au fendet,

dia bei Jesus die Zöllner ond Hura send,

no könnts sei,

dass ons als Landeskirch do mancher von dene fehlt.

Oft sen onsre Gemeinda net so einladend,

dass wirklich neue Leut drzuakommet.

Manche en der Jugendarbeit

oder en Freikircha,

dia mr onsrerseits leicht für a bissle drneba haltet,

machet ons do ebbas vor,

wo mir ons net verschließa brauchet,

sondern ons des besser überlega könnet,

dass mir dr Glauba zeitgemäß mitnander lebat.

 

Uff älle Fäll gilt,

ond do kann sich a jedes leicht selber prüfa:

Dass mir net bloß fei schwätza

ond drbei ds Doa vergessa dürfet.

Ds Doa isch wichtiger als d’Sproch.

 

   Zwoideutig

 

Ds Doa isch weit weniger doppeldeutig als d’s Gschwätz.

Deshalb kommts Jesus do hana do druf a.

 

Dass es em Endeffekt me auf des akommt,

was oiner duat, als uf des, was er sagt,

des han i dui Woch mol ganz handfest erlebt.

Do ben i en a Haus komma

ond dr Hausherr sagt mir glei hendr dr Tür:

„Darf i ehne dr Kraga romdreha?“

Ond seine Händ sen au scho rufkomma.

 

Von de Worte her war do net entschieda,

ob i überhaupt no lebig aus dem Haus wieder nauskomm

oder ob der Ma mir bloß behilflich sei will,

was dr Kraga von meim Kittel agoht.

 

Was er doa hot,

du druf isch’s wieder amol akomma:

Er hot mir dr Kraga grichtet ond des war aller Ehra wert.

 

   Gereimter Schluss

 

Zom Schluss han i’s jetzt no dichtet,

was mr uf des na zsamma fassa ka:

 

Mancher Mensch moint, was er sag’

sei viel dr guate lange Tag.

Was seine Worte dean entfalta

müsst er no lang net älles halta.

Mr kenn net alles doa em Leba.

Dr Herrgott tät’s oim scho vergeba.

 

Bloß hoißt es heut durch Jesu Wort:

So oifach komm’sch du Mensch net fort!

Der Herrgott guckt net drüber weg,

wann du bloß schwätzsch ond net vom Fleck

dein Hentra duasch bewega.

Des brengt dir so koin Sega!

Also guat, drom merk drs no:

Was d’r schwätzsch, des dua au so!

 

Mancher Mensch, der moint sogar,

dass es langt, was er mol war.

Do häb er’s doa en Ällem richtig,

drom nemm er’s jetzt net me so wichtig.

 

Bloß: Wia i Jesu saga höer

isch des Gschwätz so zemmlich leer!

Besser isch’s no anders rom:

Früher faul ond heut ganz fromm

ond fleißig en der Tat zom Wort

zua jeder Zeit an jedem Ort.

Also guat, drom merk drs no:

Was recht war, des dua heut no so!

 

Mancher Mensch moint, was er „tät“

käm noa recht ond gwieß net zspät.

Net heut müßt doa er seine Sacha,

könnts jo morga au no macha.

No et hudla, wasses auch sei,

ich mach’s scho, i machs – „glei“!

 

Bloß: Jesus hot’s wohl anders denkt

will net, dass mr’s uf morga lenkt

und dann - mit Absicht oder ohne -

nex draus wird, net mol die Bohne.

Also guat, drom merk drs no:

Wenn „glei“ du sagsch, duas heut no so!

 

Mancher Mensch moint, dass er ischt

was er hoißt: En wahrer Chrischt.

Also guat, drom merk drs no:

Wenn Chrischt bisch, no sei au so!

Amen. 

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