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Predigt am 13. Sonntag nach Trinitatis
Matthäus 6,1-4 Vom Almosengeben
Thema:   Hehlenga guat! 

Predigt von Pfarrer Gunther Seibold, Hemmingen
gehalten zur "Schwäbischa Kirch" am 02.09.2007 in Hemmingen

Liabe Gmeinde,

 Einleitung

heut morga hen se scho ebbas guats doa,

weil se en d’Kirch komma sen.

Behaupt i jedenfalls.

 

Onsr Thema hot’s vom Guats do: „Hehlenga guat“ han e gschrieba.

Do kam’mr jo glei froga:

Sen se jetzt wohl hehlenga do oder öffentlich?

Manchmol wohl gibt’s des,

dass sich oinr no henda rei schtiehlt en d’Kirch,

oder dass d’Leut em letschta Bank sitza wellat.

Des hot au was mit hehlenga zom doa.

 

An sich isch Gottesdienscht öffentlich,

mr sieht sich ond zeigt sich.

Aber mr ka trotzdem hehlenga do sei.

Vielleicht weil’s drhoim koinr gmerkt hot,

dass mr ganga isch.

Odr weil mr oms Nochborhaus em Her en Boga gmacht hot,

oder weil mr halt ganz oscheinbar dohockt.

 

Hehlenga kann so odr so sai.

Hehlenga isch hentarom oder versteckt,

aber net ganz, sondern relativ.

Wer ebbas hehlenga duat,

der will zwor net gseah werda,

aber au net gar net gseah werda.

Oft isch’s so, dass dia, wo’s agoht

eigentlich scho merka sollet, was mr hehlenga doa hot.

 

Mir isch des Wort hehlenga eigfalla,

wo i den Predigttekscht gseah han,

der für heut dra isch em Kalender.

 

Do hot’s Jesus drvo, dass mir Guats doa sollet,

aber net druf aglegt, dass es älle seahn.

Dodrzua isch mr noa die Überschrift eingfalla: Hehlenga guat.

 

Gell,

des passt zu ons Schwoba, dass mir hehlenga,

also a bissle hentarom ond versteckt

onsre gröschte Leischtonga brengat.

Manche kommt des verdruckt vor,

aber des isch ons egal,

hauptsach, mir machet’s guat.

 

 Beispiele

 

Do isch mir viel drzua eigfalla:

 

Beschtimmt kennet Sia au dui Hausfrau,

dui ds Essa uf dr Tisch stellt ond sagt:

Gell, s’isch halt net wia’s sai sott.

Se faselt ebbas von z’woich odr trocka,

aber beim Essa merksch nex, sondern s’schmeckt eigentlich so richtig.

Se kann halt net andersch,

als ihr Leischtong noch außa irgendwia rondersetza.

 

Aber bei de Esser isch’s bei ons net anders:

Au wenn’s schmeckt

haltet mir des noa au schwäbisch

ond sparet mit Loba.

Net bruddelt isch gnuag globt.

 

Mir schaffet halt liabr als dass mr Reda haltet.

 

Bei de Federviecher isch ons a Henn am liabschta,

dui still a Oi legt.

Dui isch ons sympathischer als dr Gockel,

der sich auf m’Mischthaufa produziert. Des kommt ons Hochdeutsch vor.

Dr Schwob isch hehlenga oft besser

als en dr Öffentlichkeit.

Sogar beim VfB han i dr Eidruck,

dass der bloß Meischtr wird, wenn ers hehlenga werde kann.

Ond hendadrei, do kanm’r noa feira.

 

Soddiche Oigaheita hen sich bis nai en d’Werbung bewährt.

Für’s Ländle spricht Deutschlands beschter Werbespruch:

„Mir kennet älles außer Hochdeutsch.“

 

Do sieht mr’s:

Mir traget a Negativs vor ons her

damit mr s’net so merkt, dass mr älles kennat,

womöglich au no Hochdeutsch.

 

Wenn mir hehlenga so guat sen,

no muaß ons eigentlich so richtig passa,

was Jesus en dr Bergpredigt

seine Jünger gsagt hot,

wia mr Guats doa soll

ond de Arme Almosa gea.

 

 Text

 

I les aus Matthäus 6, Vers 1-4:

 

Hen acht uf euer Frömmichkeit,

dass’r se net treibet vor äller Welt,

damit euch d’Leut au seahn;

so hen’r koin Loh bei eirm Vatr em Hemml!

Wenn d’Almosa geba willsch,

no sollsch des net vor dir her ausposauna lassa,

wia des dia Heuchler dean en de Synagoga (oder bei ons: Kircha)

ond auf de Gassa,

bloß damit se von de Leut globt werdat.

Ganz gwieß, i sag’s euch: Dia hen ihrn Loh scho ghett!

Wenn d’aber Almosa geba willsch,

noa lass dai lenka Hand net wissa,

was die recht duat,

damit dai Almosa geheim bleibt

ond noa wird’s dir dai Vatr, der ens Geheime sieht,

vergelta.

 

Do hemm’r s’also!

geheim bleiba solls,

hintarom gholfa isch’s reacht.

Oder kurz: Sei hehlenga guat,

do, wo bloß dr Vatr em Hemml nasieht.

 

Warum hehlenga?

 

Tja, so ganz oifach isch dui Sach trotzdem net.

Weil do gibt’s ja den Spruch,

dass onsr lenka Hand net wissa soll,

was di recht duat.

 

Des hot Jesus schee gsagt,

obwohl ja onsr Hand nix woiß,

sondern bloß onsr Kopf.

Abr so kann mr sich richtig vorstella was gmoint isch:

Mir hen gleichzeitig boide Händ ond die oi soll net wissa, was die andr duat.

Wenn mr ebbas Guats doa hen,

solla mrs praktisch gleichzeitig wiedr vorgessa.

Zuagschpitzt hoißt des:

Dass mr so hehlenga guat sei sollet,

dass des sogar hehlenga vor ons selber isch.

 

Dui Aisicht führt drauf naus,

dass mr ons mol überlega missat,

worom Jesus des überhaupt so sagt

mit dem hehlenga guat sai.

Worom isch des Jesus überhaupt wichtig?

 

Wenn mr do gnau nagugget,

no merka mr,

dass es Jesus net oms Äußerliche goht,

sondern om onsr Gwissa ond onsr Herz.

Om des, wo onsr Atrieb dren isch.

 

Z’erscht deckt Jesus auf,

was a falscher Atrieb isch für guate Tata:

Wenn mr nämlich ds Guate

eigentlich net für dr Andre duat,

sondern für sich selber.

Des isch falsch.

So isch dui Gfahr bei dene,

die wo grad dann ihr Geld gebbat

wo jedr naguggt,

ond wo se groß rauskomma könnat.

 

I will abr genau sai:

Der Zsammahanng,

en dem Jesus des do sagt,

isch koi allgemeiner,

sondern es goht ehm do om d’Frömmigkeit,

wia Vers ois sagt.

A beschtimmta Frömmigkeit

macht so a öffentlichs Sponsoring kritisch.

 

Jesus moint dui Frömmigkeit,

di moint, mr könnt sich ebbas bei Gott verdiena.

Domols hot mr des scheints so gmacht,

dass bei ra großa Schpend

des von dr Synagoge aus

ausposaunt worda isch

ond d’Leut hen Beifall geba müßa.

Denne Spender ischs noa vor ällem drom ganga,

dass se bessr dostandad vor Gott

ond besser dostandad wia andre Leut.

 

Wenn der negative Atrieb net drhendrsteckt,

noa kann a Firma von mir aus

zom Beischpiel a Altaheim schponsra

ond mr kanns sogar weiterverzähla ond naschreiba.

Wenn des em Rahma von wirtschaftlichem Verhalta lauft

ond net gega andre grichtet isch,

no dient’s letschtendlich em Altaheim ond dr Firma

ond isch moralisch en Ordnong.

Ond jeder von ons darf au en Guatschai eilösa

odr en Rabatt en Aschpruch nemma

oder sich privat eilada lassa.

 

I glaub au,

dass des en Jesu Senn isch,

wenn mr en dr Öffentlichkeit merkt, dass es des bei ons gibt,

en onsrer Gsellschaft ond speziell au en dr Kirch:

dass oi Mensch em andra ebbas Guats duat.

Do hot Jesus sogar au drzua aufgruafa,

dass des öffentlich werda soll, was guat isch:

„Lasset d’Leut seah,

wass’r guats deahn,

damit se Gott danket ond agschpornt werdet,

selber au Guats zom doa“ (nach Mt.5,16).

 

Bloß ois darf halt net sei,

ond do drvo hot’s Jesus an onsrer Stell:

Nämlich dass zom Beischpiel dr Chef von der Firma, dui sponsert,

sich ebbas eibildet mit ra Frömmigkeit

dui moint, er hätt sich vor Gott drmit ebbas verdient.

Bei Jesus ond später wieder bei Luther

wird noch em Gwissa gfrogt.

Ond do lauft des halt drauf naus,

dass es ganz gfährlich isch,

wenn mir Menscha moinat,

mir könntet ons vor Gott ebbas verdiena.

 

Manche moinat,

se hettat a Frömmigkeitsguathaba bei Gott,

wo älle guate Werk ebbas eizahlat.

Bei dene gibt die lenk Hand

ond de recht schreibts uf.

 

Grad des soll net sei,

sondern mir sollet guat sei am meischta hehlenga vor ons selber.

 

Wenn mir Schwoba mit dem Lob sparat ond saget:

„Net bruddelt isch gnuag globt.“

No zeiga mir,

dass mir do drvo scho a Art Ahnong hen.

Mir moinets mit dem andra guat, wenn mir sparsam lobet,

weil:

Der soll sich doch joh nix eibilda!

 

Schlemmer no wia öffentlich stolz isch, freilich,

wer hehlenga stolz isch.

Weil der öffentliche Agebr

wird durchschaut ond hot nex drvo.

Ond weil mrs ehm saga ka,

kann er’s vielleicht au aiseah.

 

Härtr isch’s, wenn d’hehlenga stolz bisch

ond merksch erscht,

wenn’s zschpät isch.

 

 Praxis

 

Wia isch des jetzt en dr Praxis?

 

Wenn mir als Pfarrer ebbr ebbas Geld en d’Hand druckt,

dass i’s nemm für d’Kirch oder für d’Diakonie,

no bedank i mi natürlich,

weil des von Mensch zu Mensch

ebbas Guats isch,

wenn dia, wo hen, ebbas gebat für dia, wo net hen.

Do drfür gibt’s  au a Schpendabescheinigung

ond Dankschreiba.

 

Des darf mr au vrzehla,

wia jetzt,

wo andre noa agschteckt werdet,

dass se au überlegat,

ob se net doch meh uf dr Seit hen,

was d’se für die Arme ond Kranke,

haltlose Jonge odr teilnahmslose Alte geba könntet.

 

Kritisch isch’s eba dann,

wenn mr noch em Atrieb guckt ond dr Eidruck han muss,

dass der drneba isch.

Dann fallts mir schwerer, a Geld aznemma

ond weitrverzähla oder loba dua i’s noa net.

Zom Beischpiel, wenn oinr en andra übertrompfa

ond drmit schlecht macha will mit seinr Schpende,

oder wenn en Stolz ufbaut wird,

oder wenn oinr en Vorteil von dr Kirch han will,

oder wenn oinr moint, er häb sich en Platz em Hemml verdeahnt.

 

Meischtens isch des bloß net so oifach zom priafa.

Deshalb sagt Jesus do en dene Vers au net,

dass mir de andre ihr Verhalta so arg durchleuchta

ond fertig macha sollet,

sondern dass mr bei ons selber guggat,

dass onser Almosa vorborga bleibt

vor äller Eitelkeit ond Selbschtsucht.

 

Am leichteschta vermeida mr oifach dr Stolz,

wenn mr ganz hehlenga guat sen

ond s’koiner woiß

ond net amol mir selber.

 

Jesus will,

dass mr ons dr hemmlische Loh net holet,

sondern von Gott geba lasset.

Mr kennat en au gar net hohla,

- des, was d’Leut geba kennat vielleicht,

aber net, was Gott ons schenkt.

Für onser Frömmigkeit isch’s am beschta,

wenn mr oifach des dean,

was guat isch

ond vor ällem hehlenga vor onsrm Stolz.

 

Wenn mr ehrlich sen

isch des für ons Schwoba au net so oifach.

Weil mr halt doch leicht hehlenga stolz sen.

 

Also nemma mrs ons bitte ois oms andre Mol vor,

dass mr oifach guat sen,

weil mrs mit de andre, dia s’brauchet, guat moinet.

Dr Vatr em Hemml moints au guat mit ons.

Amen.

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