Predigt von Pfarrer z.A. Gunther Seibold, Urbach
gehalten am 23.02.2003 in Walkersbach
Liebe Gemeinde in Walkersbach,
Lukas erzählt ...
Jesus, Frauen und Männer um ihn herum,
genannt die 12, dazu namentlich verschiedene Frauen.
Eine Jesusgemeinschaft und viele andere.
Wie hier?
Und dann, Kapitel 8,V.4-8 heißt es:
4 Als nun eine große Menge beieinander war und sie aus den Städten zu ihm eilten, redete er in einem Gleichnis:
5 Es ging ein Sämann aus, zu säen seinen Samen. Und indem
er säte, fiel einiges auf den Weg und wurde zertreten, und die Vögel unter dem
Himmel fraßen's auf.
6
Und einiges fiel auf den Fels; und als es aufging, verdorrte es, weil es keine
Feuchtigkeit hatte.
7 Und einiges fiel mitten unter die Dornen;
und die Dornen gingen mit auf und erstickten's (machten es ent-atmend).
8 Und einiges fiel auf gutes Land; und es
ging auf und trug hundertfach Frucht. Als er das sagte, rief er: Wer Ohren hat zu
hören, der höre!
Bekanntes Gleichnis.
Einfaches Gleichnis.
Und trotzdem kann man es immer wieder neu hören.
Meine Frage: Was hören Sie wohl?
Fülle oder Mangel?
Einerseits Fülle:
Sämann mit vollen Händen, Saat spritzt aus,
kein Setzen, sondern Streuen.
Und auch am Schluss noch einmal:
100-fältig Frucht.
Andererseits Mangel:
¾ sind schlechtes Land,
Übelkeiten werden genannt:
zertreten, aufgefressen,
verdorrt,
erstickt.
Möchte von beidem reden, anfangen mit Fülle:
- Jahr der Bibel,
Bibelausgaben, Bibelübersetzungen, Bibelsprüche
- Gottesdienste
- Andachten, Rundfunk
- christliche Gemeinschaft
Positive Bibelerfahrungen haben alle einmal gemacht,
sonst wären sie nicht hier:
- Spüren, dass die Bibel ein besonderes Buch ist
- erahnen, dass da die Wahrheit vom Leben drin steht
- Erfahrung von Trost, von Freude
- ein schöner Denkspruch, der mitgeht
Jeder mit eigener Geschichte.
Nehmen einen Moment Zeit (20 sec.),
denken nach:
„Wann und mit welchem Bibelwort habe ich einmal
eine besonders positive Erfahrung gemacht?
- dass merken können
- dass Anstoß gegeben
- dass innerlich getröstet
- dass Mut gegeben
- etc.“
(möglicherweise: Austausch)
Innehalten:
Es gibt viel Bibelwort in unserer Zeit
und es gibt guten Boden in uns, von Zeit zu Zeit erkennbar,
immer möglich.
Aus einem Bibelwort wird Frucht:
- ich freue mich
- ich kann das zeigen, weitersagen
- bin ermutigt, mich einzusetzen, einen Dienst zu tun
- jemand helfen, pflegen etc.
Solche Fülle des Wortes Gottes zu erleben ist schön.
Das ist das Ziel, um das es Jesus geht.
Auf die Frucht zielt es.
Jesus ist aber Realist.
Das Gleichnis erzählt er,
damit wir nicht zu viel erwarten und dann enttäuscht sind.
3 Sorten von Boden empfangen ebenfalls den Samen
und bringen keine Frucht.
Auch die kennen wir in uns:
1. Der Weg
ausgestreut und zertreten
(rechts rein und links raus)
ausgestreut und weggepickt
(vergessen)
2. Der dünne Boden über dem Felsen
schnelle Begeisterung und kurzer Atem
(gute Vorsätze: Bibellese, Aktivitäten)
3. Die Dornen
kaum da, schon Zweifel
(eigene innere Stimme, andere lachen)
Jesus ist Realist.
Das gehört dazu.
Nicht jedes Wort muss in uns total zur Entfaltung kommen.
Manchmal, ja oft, wird nichts daraus.
Dann ist es gut, wenn es uns noch einmal gesagt wird.
Wie heute das Gleichnis. Noch einmal.
Und manchmal
ist auch der gute Boden ausgetrocknet.
Ein Wort fällt hinein und geht nicht auf,
aber es liegt in uns.
Kenne einen Bericht davon, wie ein junger Mann erzählt:
In einer Predigt bei Beerdigung
as Wort aufgeschnappt irgendwo als Kind,
dass uns nichts scheiden kann von der Liebe Gottes.
Dann nicht mehr gebraucht.
Eines Tages trifft ihn die Nachricht von tödlicher Krankheit
einer nahen Verwandten.
Er wirft sich aufs Bett,
und nimmt aus unbestimmter Hoffnung eine Bibel,
blättert und erinnert sich, dass da ein Wort war,
das in einer solchen Situation passen konnte.
Lutherbibel macht das leichter:
Da war es dann im Römerbrief:
Denn ich bin gewiss, das weder Tod noch
Leben,
weder Engel noch Mächte noch
Gewalten,
weder Gegenwärtiges noch
Zukünftiges,
weder Hohes noch Tiefes noch eine andere
Kreatur
uns scheiden kann von der Liebe
Gottes,
die in Christus Jesus ist, unserem Herrn. Rö.8,38f.
Ich bin überzeugt:
Jesus will durch das Gleichnis nicht entmutigen,
auch wenn er von 3-fach unfruchtbarem Boden berichtet.
Er will sagen:
Lasst euch nicht entmutigen,
dass oft so wenig Frucht da ist,
liegt nicht an euch, sondern an den Realitäten.
Seht vielmehr auf die Fülle,
auf den Reichtum des Wortes Gottes
und wie es Frucht bringen kann!
Jesus hat das Gleichnis sicher auf die Menschen
um uns herum gemünzt,
von denen viele auf die christliche Botschaft nicht reagieren.
Das soll die Jünger nicht entmutigen.
Wer weiß,
vielleicht wächst es doch irgendwo?
Wer weiß,
vielleicht können wir irgendwo den Boden verbessern,
- Gestrüpp abtragen,
- die Steine aus dem Boden klauben,
- die Vögel verjagen.
Seien Sie zuversichtlich für das Wort Gottes!
Auch in Walkersbach ist guter Boden da.
Wie in uns selbst.
Vielleicht wächst da ein Wort,
ganz still.
Irgendwo wächst es, sonst wären Sie nicht hier
und ich nicht.
Lassen Sie es Frucht bringen!
Amen.
Zum Seitenanfang