« Startseite Theologie

Predigt zur Konfirmation
Lukas 11,5-10
Thema:  Gott - ein Freund, der mich hört 

Gemeinsame Predigt von Pfarrer Gunther Seibold und Pfarrerin Sabine Leibbrandt, Hemmingen
gehalten am 18.03.2007 in Hemmingen

 

dialogische Predigt, der Entwurfsstil wurde beibehalten

 

Sag mal, was hast du eigentlich für Freunde?

Freundin aus der Jugendzeit, gestern Geburtstag
gleich wie früher
Du auch?

Ich auch. Freundschaften,
die nett waren, aber wieder vorbei.
Früher in der Schule,
da hatte ich viele Freunde, mit denen wir Skat spielten
in der großen Pause.
Wieder andere, da machten wir auch was aus für den Nachmittag
und trafen uns bei uns zuhause.
Und das Beste:
Bis heute sind wir noch 3,
die sich regelmäßig alle paar Monate zum Skat treffen.

Konfi-Zeit: Ihr habt Freundschaften wieder gefunden, gepflegt ...
Was macht eigentlich einen guten Freund aus?

Nun, ich würde sagen,
es hängt jedenfalls nicht davon ab, dass man sich dauernd sieht
es hängt auch nicht davon ab, dass man gleich alt ist oder so.

Es sind also nicht die Äußerlichkeiten.
Was uns verbindet ... gemeinsames Erleben, gemeinsames Überstehen

Für mich ist Kennzeichen von Freundschaft
zum Beispiel Offenheit: ich kann einem guten Freund alles sagen,
auch was ihm nicht so passt.
und ich weiß auch, dass er verschwiegen ist und nicht alles herumerzählt.
Gleiche Werte also.

Oder: Geduld. Ich kann ihn nerven, auch wenn ich mit einem Problem zum zehnten Mal wieder anfange.
Oder: Verständnis. Ich weiß, wie seine Eltern sind und warum er so oder so reagiert.

Dann ist eine Freundschaft eine Verbindung,
wo man nicht immer nur vorsichtig und höflich, ernsthaft und perfekt sein muss?

Ja, abhängen können,
einfach da sein, so wie ich bin.
Da muss ich nicht höflich oder formell sein.

Damit sind wir ganz dicht an unserer Bibelgeschichte,
die ihr vielleicht wieder erkennt ...
die wir beim Konfi-Wochenende hatten beim Gottesdienst am Sonntagmorgen,
nach der zweiten kurzen Nacht ...
und die wir heute morgen hier noch einmal zu Wort kommen lassen wollen.
Gott als guter Freund.
Davon erzählt Jesus im Anschluss daran,
dass er seinen Nachfolgerinnen und Nachfolgern das Vaterunser gelehrt hat.

Lasst uns mal hören!
Das steht in Lukas 11, Vers 5-8

- TEXT - [Anita]
5 Und er sprach zu ihnen: Wenn jemand unter euch einen Freund hat und ginge zu ihm um Mitternacht und spräche zu ihm: Lieber Freund, leih mir drei Brote;
6 denn mein Freund ist zu mir gekommen auf der Reise, und ich habe nichts, was ich ihm vorsetzen kann,
7 und der drinnen würde antworten und sprechen: Mach mir keine Unruhe! Die Tür ist schon zugeschlossen, und meine Kinder und ich liegen schon zu Bett; ich kann nicht aufstehen und dir etwas geben.
8 Ich sage euch: Und wenn er schon nicht aufsteht und ihm etwas gibt, weil er sein Freund ist, dann wird er doch wegen seines unverschämten Drängens aufstehen und ihm geben, soviel er bedarf.

(zur Gemeinde)
Wo war jetzt das her?

(zu den Konfis)
Hat sie das wirklich aus der Bibel gelesen?

Sag mal, Anita, was für eine Bibel war jetzt das?

Die Volxbibel,
Das ist eine neue Übertragung der Bibel in Jugendsprache.

Die Sache trifft diese Übertragung ja schon:
Bei Jesus war es zwar im Original Brot statt Nudeln,
aber wir haben alle verstanden,
worum es ging.

Er erzählt das ja zum Gebet:
Wenn ich das recht verstanden habe,
meint Jesus, dass wir Gott nerven sollen.

Du musst nicht nerven,
aber du kannst Gott jedenfalls so kommen,
wie du gerade drauf bist.

Passt das zu dem, wie wir uns Gott vorstellen?
Muss ich nicht ein Gebetbuch holen
oder spirituell in Stimmung sein,
wenn ich mit Gott in Verbindung kommen will?

Das kann schon helfen ...
Aber das muss überhaupt nicht sein.
Gott ist es wichtig, dass wir echt sind.
Und eben auch lästig, wenn wir gerade so drauf sind;
oder glücklich und überdreht.
Wenn Gott ein Freund ist, dann geht er darauf ein.

Sogar wenn, wie in der Geschichte,
einer mitten in der Nacht und mit Gepolter kommt.
Unverschämt.

Wir müssen da bei unserer Vorstellung von Gott
vielleicht umdenken.
Normal ist oft so,
dass Gott für mich weit weg ist,
dass er mich und die Welt irgendwann geschaffen hat,
aber in meinem Alltag nicht so vorkommt.
Jedenfalls nicht so, wie so ein Freund.

So sieht es aber Jesus.
Er benutzt, wenn er von Gott erzählt,
immer Vergleiche, in denen er ganz nah ist.
Hier als Freund,
manchmal als Hausherr.
Am stärksten ist die Nähe, glaube ich, im Vaterunser.
Gott ist ein väterlicher Freund!

Das war damals schon provozierend und nicht selbstverständlich,
von Gott so persönlich und nah zu reden.

Was ist da Neues?
Was ist dann anders, wenn Gott mein Freund ist?

Nähe, eine enge Verbindung!
Denk doch mal an unsere Freundschaften,
über die wir uns vorhin ausgetauscht haben:
Da hatten wir eine besondere Verbindung,
wenn wir etwas Schönes oder auch etwas Schweres erlebt haben.
Wo wir erlebt haben, dass wir uns aufeinander verlassen können,
gerade wenn es mal hart auf hart kam.
Da bleibt eine tiefe Verbindung.

Womit wir wieder beim Punkt wären!
Bei unserem Jahresthema: "Get connected" = in Verbindung kommen.
Jesus bringt uns Gott wirklich nahe.
So nah,
dass er eben nicht nur ein Gott für
seltene Höhepunkte im Leben ist
oder in seltenen Tiefpunkten als Notrufstation,
sondern wie ein Freund
für alles.

Jetzt im Konfijahr haben wir versucht,
auch mitten im Alltag an Gott zu denken.
Atempause hieß das, mitten in der Woche
an unseren Mittwochnachmittagen.
Ihr habt Texte ausgewählt und gelesen
und wir haben das Vaterunser gebetet.

Ich denke, das Vaterunser ist ein Gebet,
das Jesus bewusst für den Alltag mitgegeben hat:
Die Bitte um das tägliche Brot zum Beispiel.
Da geht es darum, dass ich mich jeden Tag
darauf verlassen kann, dass Gott da ist.
Ich mache es nicht allein,
dass ich zu Essen und zu Trinken habe.
Das wird besonders deutlich,
wenn man wie ihr vorhin auch an Dinge denkt
wie Mut oder ...

Oder denk mal an Vergebung!
Auch das brauche ich jeden Tag.
Mir ist aufgefallen,
dass auch in den Abendgebeten, die ich so habe,
immer die Bitte um Vergebung drin ist,
weil ich dann für eine friedliche Nacht
bei Gott alles abgeben kann,
was mich umtreibt.

Ja, das Leben ist ganz anders,
wenn ein Freund da ist für alle Situationen.
Tag und Nacht.
In der Jugend und im Alter.

Jung und Alt.
Das ist ja ein Blick auf den Lebensweg.
Das ist auch ein Thema der Konfirmation.
Da denkt ihr selbst,
wahrscheinlich aber noch mehr eure Eltern
und eure Verwandten daran,
was aus euch einmal werden wird.
Und dazu gehört natürlich auch,
wer Gott ist in eurem Leben.
Ein Freund, der mitgeht, an jeden Ort und zu jeder Zeit,
zu dem ihr immer wieder,
jeden Tag mit allem kommen könnt,
was euch auf der Seele brennt?
Einer, der euch hört?

Und die Älteren werden heute vielleicht darauf gestoßen
zurückzudenken:
Wie ist das bei mir?
Gott ein Freund?
Schon immer oder nie gewesen?
Oder einer, den ich aus den Augen verloren habe?

Es hat etwas,
einen Freund zu haben. Oder eine Freundin.
Diese Erfahrung kennen wir alle.
Manchmal vermissen wir sie. Das tut weh.
Wir alle wissen, was uns fehlt ohne gute Freunde
und wie schön es sein kann,
eine gute Freundin oder einen guten Freund zu haben,
auf den ich mich verlassen kann.

Freundinnen und Freunde Gottes wissen,
dass sie dann mit Gott rechnen können.
Er geht nicht von sich aus weg.
Mit ihm reden,
schweigen oder ihn nerven können.

Er will uns helfen.
So geht es in dem, was Jesus seinen Jüngern erklärt,
dann weiter.
Jesus sagt von Gott,
dass er so ein guter Freund ist,
dass er uns gibt, was wir wirklich brauchen.
Und dass sich finden lässt, wenn wir suchen.

Was Jesus uns von Gott erzählt,
das können wir alle mitnehmen
als Versprechen von Gott,
unserem väterlichen Freund.

Anita, liest du das bitte zum Schluss?
Also Vers 9 und 10?
Und weil das Original so schön ist
und vielen Luthers Wortlaut da auch vertraut ist,
hören wir die Luther-Übersetzung.

- Textlesung - [Anita]
9 Und ich sage euch auch: Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan.
10 Denn wer da bittet, der empfängt; und wer da sucht, der findet; und wer da anklopft, dem wird aufgetan.

[Gemeinsam:] Amen.

Zum Seitenanfang