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Predigt am 11. Sonntag nach Trinitatis
Eph.2,4-10
Thema: Von oba ra 

Predigt von Pfarrer Gunther Seibold, Hemmingen
gehalten am 15.08.2010 in Hemmingen zur "Schwäbischa Kirch"

Schriftlesung Lk.18,9-14:

Jesus hot amol a Gleichnis a paar Leut verzählt, dia so von oba ra waret ond gmoint hen, sia seiet bsonders fromm:

Do sen amol zwoi Menscha nuf en dr Tempel zom Beta, dr oi a Pharisäer, der andre a Zöllner. Dr Pharisäer isch extra gschtanda ond hot so betat: „Dir, Gott, sei Dank, dass i net ben wia die andre Leut, Räubr, Schwendler, Fremdgänger oder wia der Zöllner dort. I fascht zwoimol d’Woch ond geb dr Zehnte von ällem, was i einnemm.“ Dr Zöllner aber hot sich vrdruckt, ond hot net amol dr Blick en Hemmel grichtet, sondern sein Kopf vorna na falla lau und bloß gsagt: „Gott, sei mir Sender gnädig!“

Jetzt sag i euch: Der (Zwoite), deam hot Gott recht geah, dem sei Gebet hot gwirkt. Dem Erschta seins net. Weil der, wo selber von oba ra duat, der landet onda, ond wer selber onda isch, der wird ruffgholt.

Predigt

Liebe Gmeinde, heut isch dr Predigttext a Stück aus m’Epheserbrief. Ond i kann Ehne glei vorrota, dass do dren stoht, dass mir net von oba ra sei sollet.

Ond des isch au nix so arg Neues für ons Schwoba: Wer von oba ra guckt uf die andre, der isch ons net sympathisch. Ond wer von oba ra schwätzt, glei au net. Domit han i a Problem: I muaß nehmlich dohana auf der Kanzel von oba ra schwätza zumindescht zu dene, wo onda sitzat.

Von oba ra, do hemmr a Gschpür, des kenna mr net leida. Ob des vielleicht zsamahängt mit onserer geografischa Lage? Do fühl i mi als Alt-Württeberger so zemlich ganz onda: Dia von Norddeutschland bei ons sen von oba ra komma – so sag jedenfalls i, obwohl se eigentlich dr Rhei ond dr Neckar ruf komma send. Dass mr trotzdem na en Süda ond nuff en hoha Norda goht, des liegt wahrscheinlich do dra, dass mir d’Landkart em Kopf hen, wo dr Norda oba isch. Also: Die Reigschmeckte von Hochdeutschland, sen kartographisch von oba ra.

Ond no gibt’s bei ons dia, die von der Alb ra kommet oder vom Oberland. Mir sen nämlich dronta em Onderland, so hoißt onsr Gegend von der Weisteig in Stuagert bis noch Heilbronn. Weiter na kann’mr also net komma. Bloß vom Schwarzwald kommet se raus oder rom.

Jetzt müssa mr aber aufpassa, net älle, die von oba ra kommet, sen ons ja osympathisch, bloß dia, wo charakterlich von oba ra send oder dean! Also, dia gibt’s nämlich tatsächlich, die von oba ra kommet ens Onderland ond net von oba ra send.

Also, mr ka her sei, von wo mr will, au von hia, wenn mr von oba ra tuat, isch des net guat.

Ond des, des überrascht ons jetzt nemme, gilt au em Glauba. Des saget scho die Paulusbriaf, onder anderem eba dr Epheserbriaf. Der legt Wert druf, dass dr Glauba a Gnade isch, damit sich jo koinr selbr ebbas auf Gottes Liebe eibildet.

Glauba isch Gottes Gabe ond net a Gehabe. Net aus ons selber, net onsr fromma Leischtung, damit mir ons net selber lobet ond von oba ra dean.

I han amol probiert, ob i des Stück aus’m Epheserbriaf au uf Schwäbisch lesa kennt. Aber em Griechischa Original sen des so ellalange Schachtelsätz, dass mr auf Schwäbisch weit weg muaß drvo. Em Lutherdeutsch send’s also au ellalange Schachtelsätz, aber s’isch’s wert, dass mr des so höret. No kennat Se nochher au viel besser eischätza, wia guat mei schwäbischa Auslegung stemmt.

I les also nach Martin Luther Epheser 2, Vers 4 bis 10: Gott, der reich ist an Barmherzigkeit, hat in seiner großen Liebe, mit der er uns geliebt hat, auch uns, die wir tot waren in den Sünden, mit Christus lebendig gemacht - aus Gnade seid ihr selig geworden -; und er hat uns mit auferweckt und mit eingesetzt im Himmel in Christus Jesus, damit er in den kommenden Zeiten erzeige den überschwänglichen Reichtum seiner Gnade durch seine Güte gegen uns in Christus Jesus. Denn aus Gnade seid ihr selig geworden durch Glauben, und das nicht aus euch: Gottes Gabe ist es, nicht aus Werken, damit sich nicht jemand rühme. Denn wir sind sein Werk, geschaffen in Christus Jesus zu guten Werken, die Gott zuvor bereitet hat, dass wir darin wandeln sollen.

Hen Se’s ghört, liebe Gmeinde, dohana isch Gott der, der älles duat, mir sollet ons nix drauf eibilda ond joh net von oba ra doa.

Mit onsrm „von oba ra“ isch’s nix, weil Gott von oba ra handelt ond gibt, auf was es akommt.

Er gibt von oba ra, damit mir rufkommet. Do goht’s oi Stuf om de ander nuff en dem Text: S’fangt a mit dem, dass mir Menschheit in Sünda steckat ohne Chance, selber rauszomkomma. Des isch ganz onda sei. Wer em Irdischa feststeckt, isch geistlich tot. Tot en Sünda, mag er au wuahla, so viel er will.

Ond dann hoißt’s, dass Gott ons mit Christus lebendig gmacht hot. Des isch also Stufe 1. Ond dann hoißt’s, er hot ons mit auferweckt. Ond schließlich, höchste Stufe, hoißt’s do: Er hot ons mit eigsetzt em Hemml en Christus Jesus – ganz oba also, abr eba net von oba ra, sondern von onda nuf. Mit Jesus Christus, also dem, der von oba ra komma isch, werdat mir also mit nuf gnomma, geistlich gseah. Des isch Gnade.

Damit mr sich des vorstella ka, hot mr die Rettung durch Jesus emmr wieder au verglicha mit oim, der en en Bronna gfalla isch. En tiefer Bronna, zom Nufklettera kann er emmr wieder zwor ansetza, aber die Wänd sen z’hoch ond z’glatt, er kann’s net schaffa.

Er probierts au mit Sach nufschmeißa, stoht auf Zehaspitza ond so weiter. Der Neigflogene hot sogar a Soil drbei, länger, als wie dr Bronna tiaf isch. Aber er fangt nix drmit a. Er schmeißt a Ende nuf aber s’kommt net oba a ond fliagt wieder ra. Mit dem Soil kommt er also net nuf.

Wenn mr des jetzt vergleicht mit dr Religion, noh isch des au so, dass a Menschheit, die sich selber retta will, en ra gleicha Situatio hockt. Wer selber nuff en Hemmel komma will, landet emmr wieder auf em Boda. Was der Religiöse im donkla Loch au probiert, klappt net.

Die alte Religiona hen’s probiert mit Opfer, zom Goischter wohlgsonna macha. Die östliche Religiona probieret’s mit Meditation, wellat emmr a Stufe nauf komma, als Hindus sogar jeweils a Kaste nuf, bis se Brahmane send ons naus langa soll. Oder andere religiöse Menscha probieret guate Menscha zom sei, lebet perfekt ond sozial do en dem Loch. Des macht’s Leba besser, aber raus hilft’s net.

Aber s’gibt a andra Möglichkeit, wie oinr mit dem Soil aus em Bronna rauskommt! Wisset Se’s? Nämlich, wenn der des net von onda probiert, sondern wenn oba oinr isch, der des Soil rondrlasst, oder sich sogar mit absoilt ond die andre rufholt.

Genau des glaubet mir als Chrischta en der Religion: Während die meischte Religiona probierat, von sich aus so guat zom sei, dass es de Götter gfallt, hot onsr Gott gsagt, dass er selber nagoht, von oba ra kommt ond die Menschheit erlöst, a jeden, der sich ansoila lässt.

Glauba isch wia a Soil: Wenn i mir den selbr mach ond mei Soil irgendwo na schmeiß, hilft er nix. Wenn aber en andrer mir den zuawirft, no gibt er en Halt, no kann er mi retta ond mir Kraft geba.

Die Bewegong, die ons selig macht, isch also net onsr Anstrengong von onda nuf, sondern die göttliche Zuwendung von oba ra. Ond des isch Jesus.

Wer des ernscht nemmt, der isch nemme von dem Typ Agebr von oba ra, sondern eher von onda ruff, weil er von oba ra ghalta isch.

Des kann sich jetzt a jeder froga: Setz i en meim Leba uf des, was i selber kann? Glaub i, dass i au selber alles doa kann zom ewiga Leba?

Oder verstand i, was Gnade isch, ond Gottes Gab? Abhängig sei von Gott, aber en’ma ganz positiva Sinn, wia a ama Rettungssoil, des en meim Leba emmr do isch?

Mir hot des gfalla, was der Vers 10 noh aus dera Einsicht macht. Do gohts drom, was mit onsre guate Tata isch. Wenn dia net Bedingung für dr Glauba sen, wia solla mir se noh verstanda? Ob mr saga kennat: Was mir Guats dean, des isch net zom Glauba, sondern vom Glauba her? Net für d’Gnade, sondern von dr Gnade? Dohanda hoißts: Au des, was mir guats machet, isch scho Gottes Werk. Onsre guate Werke send, wia’s do hoißt, scho vorher bereitgschtellt von Gott.

Des kann schee sei, wenn en Mensch spüra kann: Des, was i dua, isch Gottes Werk. I erfüll a Möglichkeit, die Gott mir geba hot.

Zom Beischpiel hot er en Mensch musikalisch gmacht ond wenn der dann sengt oder spielt für andere, erfüllt er a Möglichkeit, die Gott ehm geba hot. Vielleicht hot der oine oder andere heut scho sein Banknachbar senga ghört ond sich so en Gedanka gmacht!

Oder dui, die an Bsuach macht bei ebbr, wo krank isch, erfüllt a Zeit, die Gott ihra geba hot. Wenn Gott tuat, was i tua, kann i dankbar sei ond mi an Erfolge freua – ond werd net stolz. Odr mir älle, wenn mir do Gottesdienscht hen, mir brauchet den net herstella, sondern mir erfüllet a Möglichkeit, a Werk, des Gott scho vorher geba oder gschaffa hot.

Mit dera Einstellong bleibet mir noch oba offa. Do kann Gott was mit ons afanga. Des zeigt ja au die Gschicht von dem Pharisäer ond dem Zöllner, die mir vorhin ghört hen.

Der Pharisäer, der war selber von oba ra. Der hot sich was eibildet auf sei was woiß i wi perfekt eighaltenes Glaubensregelwerk. Do isch’r aber net drüber naus komma. Vor lautr Gucka uf andere hot er net nuf guckt. Er hot bloß von Gott gschwätzt, aber sich gmoint. Des bewirkt nix.

Der Zöllner aber, der war offa, der hot sich nix eibildet, sondern war bereit, Gnade z’nemma, ja, er hot sogar drom betat. Mit dem hot Gott aknüpfa kenna. Möglicherweis hot sich en deam seim Leba viel gändert – wie beim Zachäus, der en andrer Mensch gworda isch ond sein Reichtum toilt hot.

Sodde sollet mir au sei. Leut, die von oba ra beschenkt sen, die sich au beschenka lasset ond des weitergeba könnet. Mir sen beschenkt mit ra guata Botschaft, die ganz knapp gsagt hoißt:

Wie wird der Mensch gerettet? Von Gott, nämlich durch Jesus, also: em Ra.

Amen.


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