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Predigtreihe zum Glaubensbekenntnis
Teil 2 (Teile 1 und 3 durch Prediger aus Markgröningen und Schwieberdingen)
Thema: Das apostolische Glaubensbekenntnis zu Jesus Christus 

Predigt von Pfarrer Gunther Seibold, Hemmingen
gehalten am 07./14./21.10.2007 in Schwieberdingen, Hemmingen, Markgröningen

 

Liebe christliche Gemeinde,

 

 wir bekennen uns

 

es ist doch etwas Wunderbares,

wenn viele Leute etwas Gutes gemeinsam haben

und ich sagen kann, dass ich auch dazu gehöre.

Das geht uns Großen so

und auch den Kindern,

die sicher nachher, wenn sie kommen,

auch ausstrahlen werden, dass Gemeinsames stark macht.

 

So ist das auch mit dem Glaubensbekenntnis.

Das sind gemeinsame Sätze. Wenn ich mitspreche sage ich: Ich gehöre dazu.

Einerseits ist unser Bekenntnis präzise,

weil wir uns damit eindeutig zu unserem dreieinigen Gott bekennen,

gleichzeitig ist es aber auch weiter,

weil wir uns mit diesem Glaubensbekenntnis

verbinden mit andern Kirchen in Deutschland

und weit darüber hinaus.

Rund um die Welt kennt man dieses Bekenntnis

zu Gott, dem Vater,

zu Jesus Christus, dem Sohn und Herrn

und zum Heiligen Geist.

Wenn wir uns das klarmachen,

dann finde ich,

hat das eine Wucht.

 

Credo in Deum, patrem ..., et in Jesum Christum“,

so sprechen es die Lateiner,

I believe in God, the father ..., and in Jesus Christ“,

heißt es Englisch.

oder spanisch „Creo en un solo Dios und

Creo en un Solo Señor Jesucristo“.

 

 der Streit

 

Mir war die Besinnung auf diese ökumenische Stärke unseres Apostolischen Glaubensbekenntnisses wichtig,

weil es auf der andern Seite immer wieder Streit gab und gibt,

ob man dieses Glaubensbekenntnis überhaupt

und vor allem heute noch verwenden soll.

 

Weil wir uns heute mit dem zweiten Abschnitt von Jesus Christus

beschäftigen, will ich das nicht übergehen,

weil vor allem Teile dieses Abschnitts

immer wieder als Stolpersteine wirken.

 

Wir würden,

wenn wir heute ein Glaubensbekenntnis entwerfen,

manches anders formulieren und

würden andere Betonungen anbringen.

Jesus wäre uns näher, wenn er als Bruder bezeichnet würde,

die Verbindung zum Alten Bund Gottes mit Israel

würden wir durch die Geburt Jesu als Jude deutlich machen

und im Zusammenhang von Kreuz und Auferstehung

würden wir wahrscheinlich ausdrücklich betonen,

dass wir darin die Liebe Gottes erfahren,

die Erlösung und das Heil der Welt.

 

Tatsächlich finden Sie es so auch in dem Heft

unserer Landeskirche mit dem Titel „Daran glauben wir“.

Unter Landesbischof Gerhard Maier wurde bis 2005

ein Konsens erarbeitet,

der das Glaubensbekenntnis für unsere Zeit aktualisierte.

So eine Neuformulierung ist wichtig,

weil der Glaube immer in der Sprache der Zeit

formuliert werden muss.

Schließlich gehört das Bekenntnis zu Gott nicht nur in den Gottesdienst,

sondern auch in die Gesprächsgruppen,

den Unterricht in Schulen und Familien

und das Gespräch von Mensch zu Mensch.

Dafür müssen sprachliche Brücken

in die jeweilige Lebenswelt gebaut werden.

 

Andererseits bin ich überzeugt davon,

dass auch die württembergische Neuformulierung

wieder schneller vergessen sein wird

als das uralte apostolische Glaubensbekenntnis.

Das Neue kann nur dann vom ewig gleichen Gott

gültig sprechen,

wenn es im Gespräch mit einer Tradition entsteht,

die beständig ist.

 

Diesem Gespräch mit der Tradition

dient auch unsere Predigtreihe,

die uns für unser Leben das alte Bekenntnis näher bringen will.

Die Stärke des alten Bekenntnisses bleibt seine Ursprünglichkeit.

Es ist so alt,

dass man trotz aller Forschung nicht mehr sagen kann,

wann wer was genau dazu beigetragen hat.

Es kommt sozusagen aus der Urzeit.

 

Das bringt auch der Name

„apostolisches“ Glaubensbekenntnis zum Ausdruck,

lateinisch Apostolicum.

Zu Zeiten im 4. Jh. hat man sich die Entstehung

des Apostolicums so erzählt:

 

Die 12 Apostel waren da im Zusammenhang der Geschichte versammelt,

die wir vorhin als Schriftlesung gehört haben.

Sie wurden von Jesus mit dem Heiligen Geist begabt

und dann formulierten Sie der Reihe nach das Bekenntnis:

Nach dem Motto:
Petrus sagte: Ich glaube an Gott, den Vater, den Schöpfer des Himmels und der Erden;

Andreas fügte hinzu: Und an Jesus Christus, Seinen Sohn, usw.

So die Version

in einer Predigtreihe über das Apostolicum aus dem 4. Jh. [Kelly, S.10].

 

Diese Geschichte ist sicher nicht historisch.

Sie zeigt aber, wie stark man dieses Glaubensbekenntnis

immer mit den Anfängen des Osterglaubens verbunden hat.

Heute geht man davon aus,

- dass unser Apostolicum im Taufgottesdienst seinen Ursprung hat

als Taufbekenntnis,

- dass seine früheste Form im Rom entstand

- und dass es nach 500 dann im nördlichen Europa

allgemein verbreitet war.

Die katholische Kirche hat es im Messformular überliefert

und die evangelische Kirche

hat es in ihre Bekenntnisschriften aufgenommen.

Die Ursprünglichkeit ist seine große Stärke,

weil eben nichts daran herumgemacht werden kann,

ohne die Ursprünglichkeit zunichte zu machen.

 

Bei der Neuapostolischen Kirche habe ich beispielsweise gefunden,

dass sie den 3 Artikeln des Glaubensbekenntnisses noch weitere hinzufügt, mit denen die dortigen Sonderlehren verbindlich gemacht werden.

Das macht das ursprüngliche gemeinsame Bekenntnis zunichte

und die Kirchengemeinschaft unmöglich.

 

Jetzt aber endlich zum eigentlichen Text!

Sie finden das Glaubensbekenntnis unter Nummer 686 im Gesangbuch (Sie können das schon mal aufschlagen, wir werden das gleich brauchen.).

 

[Dahinter steht das Nizänische Glaubensbekenntnis.

Das apostolische entstammt wie gesagt dem Gottesdienst,

während das Nizänische bei altkirchlichen Konzilen entstand

und schon im Jahr 381 beschlossen wurde.

Dazu kann ich jetzt nicht auch noch viel sagen,

aber ich will doch nicht verhehlen,

dass ich das Nizänische theologisch schöner finde

und daher gelegentlich zur Lektüre empfehle.]

 

Der Teil, den wir heute anschauen,

ist der zweite, nämlich das Bekenntnis zu Jesus Christus.

 

 Text

 

Dazu will ich wiederum zwei Teile machen,

nämlich zur Menschheit und zur Gottheit Jesu.

 

Die beiden Teile sind ein Vorschlag zur Gliederung,

bei der ein göttlicher Rahmen

die menschliche Geschichte Jesu einrahmt.

 

Mit dem alten Thomas von Aquin

hat jeder Bereich 7 Unterartikel,

d.h. es werden 7 Inhalte von der Gottheit Jesu bekannt

und 7 Inhalte von der Menschheit Jesu.

Eingeweihten wird dabei gleich klar sein,

dass mit der 7 biblisch immer die Vollzahl gemeint ist:

Also bedeutet 7 x Mensch und 7 x Gott,

dass Jesus vollständig als Mensch

und vollständig als Gott geglaubt wird.

 

7 x Menschheit Jesu

 

Beginnen wir mit der Menschheit Jesu.

Damit ist der Bereich gemeint,

in dem Jesus war wie wir:

von der Geburt bis zur Auferstehung,

denn auch wir wurden geboren

und werden am Ende auferstehen.

 

Von 1 bis 7 kommen wir dabei,

wenn jedes Verb oder Tunwort einen eigenen Schritt markiert.

In der Zeile „gekreuzigt, gestorben und begraben“ sind das drei Schritte und sonst ein Schritt je Zeile.

Ich will es mit Ihnen mal so versuchen,

dass ich immer die Nummerierung vorgebe

und wir dann gemeinsam den jeweiligen Schritt lesen.

 

Der Teil von der Menschheit Jesu beginnt mit der Zeile der Geburt:

[1.] geboren von der Jungfrau Maria,

[2.] gelitten unter Pontius Pilatus,

[3.] gekreuzigt, [4.] gestorben und [5.] begraben,

[6.] hinabgestiegen in das Reich des Todes,

[7.] am dritten Tage auferstanden von den Toten.

 

Das also sind die 7 Artikel zum Menschsein Jesu.

Im Grunde ist das das Evangelium in Kurzfassung.

Auch die Evangelien der Bibel sind so,

dass sie in der Passionsgeschichte einen großen Schwerpunkt machen.

Mir gefällt,

dass wir mit dem Glaubensbekenntnis unsere 3 großen Christusfeste bekennen

mit ihren Inhalt:

Weihnachten mit der Geburt,

den Karfreitag mit Kreuz und Begräbnis

und das Osterfest mit der Auferstehung von den Toten.

 

Weil das so ist, müssen diese Teile auch nicht groß erklärt werden.

Die Geschichte Jesu ist bekannt.

Bei Ihnen, die Sie heute da sind, gehe ich davon aus.

Nur zwei Bemerkungen zu Einzelheiten müssen wohl sein,

weil hier immer die Stolpersteine liegen,

wenn es Streit gibt um das Apostolikum:

Diese Punkte sind die Jungfrauengeburt

und der Abstieg ins Totenreich.

Können wir das heute so sagen?

 

Das wäre nun zum Teil Stoff für einen ganzen Vortrag.

Im Rahmen dieser Predigt möchte ich weniger differenziert argumentieren, sondern einfach die Gründe aufzählen,

die es auch kritischen Zeitgenossen möglich machen können,

das Apostolikum gottesdienstlich mitzusprechen:

 

 1. Kritikpunkt: Jungfrauengeburt

 

Zuerst zur Jungfrauengeburt:

„Geboren von der Jungfrau Maria“:

Diese Zeile hat ihre theologische Bedeutung darin zu sagen,

dass die Menschheit Jesu an seiner Gottheit anknüpft

oder anders herum, dass Jesus als Person

nicht rein innerweltlich entstandener Mensch ist.

Für die Antike musste es dann eine andere Geburt sein,

man stellte sich auch die unsichtbaren Anteile

eines Menschen immer stofflich vor.

Darum geht es für die Antiken hier: Der Mensch ist das, was bei seiner Zeugung in ihn hineinfließt [Beispiel Seelleibchen].

Es geht auch in dieser Zeile um Jesus

und nicht darum, von Maria eine Unbeflecktheit zu glauben.

 

Wenn mich historische Zweifel

am Wunder der jungfräulichen Geburt treffen,

halte ich meinem Zweifel an dieser Stelle entgegen,

wie relativ klein das Wunder einer jungfräulichen Geburt ist

gegenüber dem, dass wir Jesus als Herrn der Welt bekennen

und als den Christus, der auferstanden ist.

Warum soll nicht, wenn Gott die ganze Welt geschaffen hat

und Jesus aus dem Grab auferstanden ist

auch in seiner Geburt ein Wunder liegen können?

Auch historisch ist klar, dass etwas Unerklärtes

in der Geburt des Jesuskindes liegt,

die nach der sichtbaren Seite eine normale Schwangerschaft und Geburt gewesen ist.

 

Die Überlegung,

dass das größere Wunder und die Bedeutung Jesu für meinen Glauben

an anderer Stelle liegt, macht mich auch bereit,

die Frage danach, wie es sich mit der Jungfrauengeburt verhält,

nicht zu hoch zu gewichten.

Nicht der Glaube an ein bestimmtes Verständnis der Jungfrauengeburt rettet,

sondern der Glaube an den Gekreuzigten und Auferstandenen.

Wer Jesus als den Auferstandenen bekennt,

der mag im Umgang mit der Jungfrauengeburt seine Freiheit haben.

Notfalls soll er das Wörtchen „Jung-“ nicht sprechen, sondern nur hören oder bei Jungfrau an eine junge Frau denken.

 

Insgesamt ist gerade an dieser Stelle stark,

dass unser Glaubensbekenntnis geerdet ist.

Es nennt die Maria und denkt damit an die Frau,

die Jesus geboren hat.

Diese Stelle betont im Zusammenhang mit der Zeile zuvor:

„empfangen durch den Heiligen Geist“,

dass Jesus nicht senkrecht von oben auf die Erde fiel,

sondern unter menschlichen Umständen Mensch wurde.

 

 2. Kritikpunkt: Totenreich

 

Zweiter Hauptkritikpunkt am Apostolikum ist die Zeile zum Totenreich.

 

Im Hintergrund dieser Zeile steht die Frage,

wo Jesus gewesen sei in den 3 Tagen zwischen Karfreitag und Ostern.

Um es vorweg zu sagen:

Kein Mensch weiß es.

Auch die biblischen Hinweise sind dazu nicht klar.

Klar ist, dass sich Christen aller Zeiten gewünscht haben,

dass die Erlösung auch denen möglich ist,

die gestorben sind, ohne von Jesus erfahren zu haben.

 

Das wäre heilsgeschichtlich verwirklicht,

wenn Jesus denen gepredigt hat, die da schon im Totenreich waren

und wenn er dem Tod im Totenreich die Macht genommen hat.

Vorhin haben wir als Psalmgebet

das unseres Wissens älteste überlieferte Christuslied gebetet,

das aus den ersten Jahren nach der Kreuzigung stammt.

Dort klingt die Vorstellung vom Totenreich auch schon an,

wenn es heißt, dass dem „Namen Jesu sich beugen sollen

aller derer Knie, die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind.“ (Phil.2)

 

 

 

Weil wir besser daran tun, das Jenseits ganz Gottes Zuständigkeit zu überlassen,

und weil in unserem Weltbild kein „unter der Erde“ mehr lokalisiert werden kann,

denke ich bei dieser Zeile daran,

dass sie etwas ganz wichtiges an Jesus betont:

Er ist wirklich den Weg vom Himmel ganz hinab gestiegen

bis ans allerunterste Ende,

das ein menschliches Leben nehmen kann im Tod.

Er war wirklich im Tod.

 

Dem entspricht, dass er immer wieder

die Menschen angesprochen hat,

die die Untersten waren:

die geistlich toten, die Ausgestoßenen und Verachteten.

 

Jesus hat all diesen Menschen neue Hoffnung gemacht,

sie geistlich auferstehen lassen und ihnen die Hoffnung geschenkt,

dass sie einmal mit ihm auferstehen werden,

weil der Tod besiegt ist.

 

7 x Gottheit Jesu

 

Damit weiter zum zweiten Teil,

zum Bekenntnis zur Gottheit Jesu.

Im Apostolicum kann man für die Gottheit Jesu

ebenfalls sieben Schritten definieren.

Hier geht es um die Inhalte,

die nicht vom Menschen Jesus ausgesagt werden.

 

Weil das im Text schwerer einzuteilen ist,

lese ich allein, aber bitte Sie, im Geist mitzulesen.

Die Gottheit bildet den Rahmen,

also Anfang und Ende des Christusbekenntnisses.

[Ich glaube] „an Jesus [1.] den Christus,

[2.] den eingeborenen Sohn, [3.] unsern Herrn,

[4.] empfangen durch den Heiligen Geist,

[m1] geboren von der Jungfrau Maria,

[m2] gelitten unter Pontius Pilatus,

[m3] gekreuzigt, [m4] gestorben und [m5] begraben,

[m6] hinabgestiegen in das Reich des Todes,

[m7] am dritten Tage auferstanden von den Toten,

[5.] aufgefahren in den Himmel;

[6.] er sitzt zur Rechten Gottes,

des allmächtigen Vaters;

[7.] von dort wird er kommen,

zu richten die Lebenden und die Toten.

 

Es geht also so:

Nachdem der Name Jesu genannt ist,

werden ihm die großen biblischen Begriffe der göttlichen Herrlichkeit

und Hoheit zugeschrieben.

Er ist ERSTENS der Christus, das ist griechisch und bedeutet „der Gesalbte“.

Hebräisch heißt das „Messias“ und damit bekennen wir also,

dass Jesus der Messias ist, der schon im Alten Testament angekündigt war.

Dann ist Jesus ZWEITENS der Eingeborene, also Einzige und Einzigartige, der Sohn, der als Sohn eine unauflösliche Beziehung zum Vater hat.

 

DRITTENS ist Jesus der Herr, wie wir nachher noch sehen werden ist das eine für das Ganze zentrale Stelle.

 

Er ist VIERTENS Mensch, aber durch und durch voll der Macht

des Heiligen Geistes, empfangen durch den Heiligen Geist.

In dieser Macht geht er durchs Leben,

vollbringt Wunder und predigt vollmächtig vom Reich Gottes.

 

Hier folgen die Sätze zur Menschheit Jesu.

Nachösterlich geht es weiter mit göttlichen Hoheitstiteln,

die in den Sätzen des Glaubensbekenntnisses stecken:

 

Jesus ist FÜNFTENS der Himmlische durch die Himmelfahrt,

allgegenwärtig und bei uns alle Tage bis an der Welt Ende.

 

Jesus ist SECHSTENS der König, der zusammen mit dem Vater die Herzen

und die Geschicke der Welt regiert.

 

Jesus ist schließlich SIEBTENS der Richter und Erlöser,

auf den das Ende der Zeit zuläuft.

 

Mit dem Ende der Zeit sind wir an einer Eigenart,

die für mich zum Wichtigsten an diesem Glaubensbenntnis gehört:

Es erzählt eine Geschichte.

Nicht nur im Mittelteil,

beim Evangelium von der Menschheit Jesu,

sondern auch im Bekenntnis zu seiner Gottheit.

Insgesamt geht es durch die ganze Heilsgeschichte

von der Schöpfung, der Einheit mit dem Vater

über die Sendung des Sohnes

bis zur Vollendung der Welt.

 

Dass unser Glaubensbekenntnis eine Geschichte erzählt,

möchte ich betonen,

weil auf diese Weise wir selbst ins Spiel kommen.

Mit der Nennung des Pontius Pilatus

verortet sich diese Geschichte in unserer Weltgeschichte.

Oder auch umgekehrt:

Die Weltgeschichte wird in der Heilsgeschichte verortet.

 

Das Apostolikum ist nicht abstrakt,

nicht abgehoben, kein Gedankengebäude,

sondern erzählt vom Glauben an einen Gott,

der in die Geschichte der Menschen kommt und sie vollendet.

 

Warum ist das gut so?

Ich habe versucht, mir den Unterschied klar zu machen

und ein Beispiel konstruiert.

 

Ein Markgröninger Mann könnte sich beispielsweise

so abstrakt zu seiner Frau bekennen:

„Hanna ist meine Frau, 45 Jahre alt,

1 Meter 70 groß, 65 Kilo schwer,

Hochzeitstag war am 5. Mai 1992 in Markgröningen.“

 

Jetzt möchte ich das etwas erzählender machen,

was der Mann bekennt:

„Ich glaube, dass Hanna, meine Frau, eine einmalige Frau ist,

deren Mutter Elisabeth ist,

die in Mainz aufgewachsen ist

und die mich vor 15 Jahren in Markgröningen geheiratet hat.

Ich glaube, dass sie bei mir bleibt bis uns der Tod einmal scheidet.“

 

Wie ist es Ihnen gegangen?

Mit den Beispielen wollte ich den Unterschied

zwischen einem Für-Wahr-Halten von Fakten

und dem Glauben als Vertrauen zeigen.

 

Bei den Fakten im ersten Beispiel

kommt nicht zum Ausdruck,

ob das für den Mann etwas bedeutet, was er sagt.

 

Im zweiten Beispiel ist es die gleiche Frau,

aber der Mann ist viel stärker Teil der Geschichte

und bringt Vertrauen in sie zum Ausdruck:

Ich glaube, dass sie bei mir bleibt bis uns der Tod einmal scheidet.

 

So will das Glaubensbekenntnis auch sein.

Nicht etwas, was für sich steht,

nur etwas über Gott sagt und mit mir nichts zu tun hat,

sondern meine Geschichte.

Das Glaubensbekenntnis redet davon,

worauf wir uns verlassen.

 

Da ist es sogar noch stärker als das Beispiel vorhin,

denn es sagt nicht nur, „ich glaube, dass ...“,

sondern „ich glaube an“.

Da steckt absolutes Vertrauen drin.

Das sagen wir ganz selten von einem Menschen,

wir können das eigentlich und auf Dauer nur von Gott sagen.

„Ich glaube an Gott.“

 

Abschließend möchte ich in diesem Sinne Ihre Aufmerksamkeit

noch auf ein einziges Wörtchen richten:

Das „unseren“.

Ich glaube an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn, unseren Herrn.

 

Das ist die einzige Stelle außer dem ich glaube,

wo wir beim Sprechen des Glaubensbekenntnisses selbst vorkommen.

Darauf kommt es im Ganzen an,

dass Jesus mein Herr ist

und diese Geschichte,

die da erzählt wird, meine Geschichte.

 

Klassisch hat Martin Luther das wichtig gemacht.

Abschließend möchte ich vorlesen,

wie er seine Erklärung zu unserem zweiten Artikel

von Jesus Christus formuliert:

 

„Ich glaube, dass Jesus Christus, wahrhaftiger Gott vom Vater in Ewigkeit geboren und auch wahrhaftiger Mensch von der Jungfrau Maria geboren, sei mein Herr, der mich verlornen und verdammten Menschen erlöset hat, erworben, gewonnen von allen Sünden, vom Tode und von der Gewalt des Teufels; nicht mit Gold oder Silber, sondern mit seinem heiligen, teuren Blut und mit seinem unschuldigen Leiden und Sterben; damit ich sein eigen sei und in seinem Reich unter ihm lebe und ihm diene in ewiger Gerechtigkeit, Unschuld und Seligkeit, gleichwie er ist auferstanden vom Tode, lebet und regieret in Ewigkeit. Das ist gewisslich wahr.“

Amen. 

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