Pressetext
Vikarinnen und Vikare entwerfen eine Kirche für Stuttgart 21
Zum Einkaufen den Weg durch die Kirche nehmen
Die Kirche für Stuttgart 21 wird gebaut, wo die Menschen unterwegs
sind. Diese Idee prägte gleich einige der Entwürfe, die Vikarinnen
und Vikare der württembergischen Landeskirche beim gesellschaftsdiakonischen
Kurs in der Akademie Bad Boll entwickelten. Aber auch eine drehbare ökologische
Kirche oder eine Untergrund-Gruft mit verschiedenen Höhlen wurden
vorgeschlagen.
Den Projekttag "Raus aus der Gesellschaft - rein in die Gesellschaft"
hatten die Vikare aus dem Kirchenbezirk Schorndorf vorbereitet. Begonnen
wurde mit einer klassischen theologischen Fragestellung: Soll die Kirche
"raus", also abgeschlossene Räume für den Gottesdienst bauen?
Oder soll sie "rein", also mitten im Alltag Weggeleit geben? Früher
war diese Alternative heftig umstritten gewesen. Heute, so wurde deutlich,
kann diese Alternative nicht stehen bleiben. Beides soll sich verbinden.
Für den Sakralraum wurde argumentiert, dass Kirche besondere sakrale
Räume anbieten müsse, weil "es ohne Sonntag nur noch Alltag gäbe
und ohne Kirchengebäude nur noch All-Stadt". Andererseits habe Kirche
den Auftrag, Räume bewusst sozialdiakonisch zu gebrauchen und Randgruppenthemen
der Gesellschaft in die Mitte zu rücken. Als gelungenes Beispiel dafür
wurden die Vesperkirchenprojekte gewertet, wo beispielsweise in Stuttgart
die Leonhardskirche umgenutzt wird.
Im City-Bereich von Stuttgart 21 ist bisher keine Kirche geplant. Gerade
in die City aber planten die meisten Teilnehmerinnen und Teilnehmer ihre
Wunschkirche. Sie soll dort sein, wo die Menschen sind. Im kreativen Teil
des Tages konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ihre Gedanken in Objekte
aus Papier, Pappe oder Bauklötzen umsetzen. Mehrfach wurde dabei eine
Kirche entwickelt, durch die ein Weg für alle führt. Menschen
kommen in ihrem Alltag vorbei und gehen durch das kirchliche Zentrum. Sie
treffen auf Hilfsangebote und begegnen Menschen. Sie bekommen am Wege Einblick
in das sakrale Zentrum, das Ziel oder Mitte der Anlage ist. Die Offenheit
und Transparenz hob ein Entwurf durch einen gläsernen Turm hevor.
Innen drinnen möchten etliche Entwürfe dann einen abgeschirmten
Kapellenraum zur Verfügung stellen, der für den Gottesdienst
erweitert werden kann. In einem der Entwürfe bezog die Erweiterung
die Fußgängerpassage ein. Sonntags sollen Menschen dort Gottesdienst
feiern können und innehalten, wo sie werktags hindurchhasten.
Vielfalt unter einem Dach war ein weiterer Grundzug in den Überlegungen.
Der Besucher im Alltag soll sich seinen Ort wählen können nach
dem, wie es ihm gerade geht und was er glaubt. Verschiedene religiöse
Formen und Konfessionen sollen unter einem Dach zusammenkommen.
Die gesellschaftsdiakonischen Kurse sind fester Bestandteil des württembergischen
Vikariats und finden jeweils zwei Wochen in Bad Boll statt. Die anderen
Projekttage hatten diesmal Themen, die von der Entschuldung der Entwicklungsländer
bis zur Lage Alleinerziehender in Kirchengemeinden reichten.
9.00
Eröffnung
9.05
Thema
Suche nach dem zeitgemäßen Kirchenraum für die Gesellschaft
Setting
Wir bilden eine Kommission, die ein konkreten fiktiven Fall entscheidet
Tagesziel
Gesucht wird eine Kirche für Stuttgart 21
Arbeitsweise
Kommissionsplena, Erkundungen, Exkursion, Lesen
Input 1 Einführung in das Material zum Projekt Stuttgart
21
Plädoyer 1 Kurze Rede für die sakrale Idee, unter
Hinweis auf die Gründe für die Gestaltung der Pauluskirche Schorndorf.
Einführung in das Material.
Plädoyer 2 Kurze Rede für die sozialdiakonische Idee,
unter Hinweis auf das Projekt Vesperkirche in der Leonhardskirche Stuttgart.
Einführung in das Material.
Organisation Bildung von Interessengruppen für jede der
Leitideen in der Kommission
Freiarbeit Angebote:
ständig
Leseecke
Materialien zu Stuttgart 21: Plan, Prospekte
Materialien zu Pauluskirche Schorndorf: Plakat, Pläne, Fotos,
Dokumente, Kassettenrecorder
Materialien zur Vesperkirche Leonhardskirche Stuttgart: Plakat, Pläne,
Kassettenrecorder, Fotos
punktuell
Diaserie zum Hin und Her im Kirchenbau der letzten 3000 Jahre
Rundgang durch die Akademie und ihre Kapellenbaugeschichte
Gespräche an den Materialstellen mit Projektverantwortlichen
Gespräch mit Akademiedirektor Daur
11.30
Kollektion
Die Interessengruppen aus der Kommission treffen sich in getrennter
Sitzung und sammeln Argumente unter der Frage: »Welchen Beitrag für
die Gesellschaft leistet die Kirche mit unserer Idee vom Kirchenbau?«
(Herstellung eines Plakates)
12.00 Mittagspause
15.00 Wiedereröffnung
Rollenspiel
Die Interessengruppen tragen in der Kommission (und vor dem Schiedsgericht)
ihre Argumente vor.
Moderation
Diskussion über unterschiedliche Aspekte und ihre Verknüpfung,
Plädoyers für Extreme, aber auch für Mischungen und Kompromisse.
16.00
Kreativphase
Die Wunschkirche für die Stadtöffentlichkeit ist zu gestalten
in Gruppen- oder Einzelarbeit. Zur Wahl steht Stuttgart 21, aber auch Leonhardskirche
oder Stiftskirche Stuttgart bzw. Pauluskirche Schorndorf können bearbeitet
werden.
17.00
Ausstellung
Die Ergebnisse der Kreativphase werden in einer Ausstellung präsentiert
und bei Bedarf in einem Eröffnungsrundgang kurz erklärt.
17.30
Schlussrunde
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